Caritas Schulzentrum, Graz

Graz, 2008

In einem geladenen Wettbewerb, ausgelobt von der Caritas der Diözese Graz-Seckau, sind wir im März 2006 als Sieger hervor- gegangen!

Ziel dieses Projekts war das Vereinen von zwei sehr unterschiedlichen Schulen (die Fachschule für wirtschaftliche Berufe in der Mariengasse mit fünf Klassen und die Lehranstalt für Sozialberufe Odilienweg mit zehn Klassen) unter einem Dach, innerhalb eines sehr knappen Kostenrahmens, in kurzer Bauzeit. Die beiden Schulen sollten unter Wahrung ihrer eigenen Identität zu einer Einheit verschmelzen mit ausreichend gemeinsamen Aufenthalts- und Freibereichen.

 

Der Wunsch der Caritas war es, sich nach außen hin modern und doch zurückhaltend zu repräsentieren.

Zentral war jedoch immer der Fokus auf die inneren Werte.

 

Da SchülerInnen den überwiegenden Teil ihrer Schulzeit im Inneren verbringen, haben wir ein Konzept von lichtdurchfluteten Aufenthaltsbereichen und Wegen mit unterschiedlichen Raumqualitäten entwickelt. Im Zentrum steht ein alles verbindender und bespielbarer Raum über zwei Geschosse: die Treppen-Rampen-Landschaft.

 

Die Rolle des Bauherren

Die Wettbewerbsjury hat unseren Entwurf als ein „Low Cost Projekt“ mit hohem architektonisch qualitativen Standard gelobt.

Die Vertreter der Caritas waren von Beginn an von der Treppen-Rampen-Landschaft begeistert. Das formale Konzept hatte so starken Anklang gefunden, dass es auch in der Phase notwendiger Kostenreduktionen mitgetragen wurde. Dadurch konnte der Wettbewerbsentwurf nahezu unverändert umgesetzt werden. Durch die enge Kooperation zwischen morearchitecture und dem Bauherrn konnte ein ungewohnt offenes Schulkonzept umgesetzt werden. Es bedurfte einigen Mutes, die beiden so unterschiedlichen Schulen zusammenzuführen und das in Form eines gänzlich von innen heraus entwickelten Gebäudes, mit allen Klassen auf einer Geschossebene, ohne weitere räumliche Trennung.

 

Den Schülern, die aus teilweise schwierigen sozialen Verhältnissen stammen, wird ausreichend Möglichkeit zur zwanglosen Kommunikation in Räumen mit hoher architektonischer Qualität geboten.

Mag. Friedrich Haring von der Caritas:

„Nach dem ersten Schuljahr kann die Caritas von vielen guten Erfahrungen mit der integrationsfördernden architektonischen Gestaltung des Schulzentrums berichten. Die Zielsetzung der Caritas, vier unterschiedlichsten Ausbildungszweigen unter einem Dach ihre Identität zu geben und gleichzeitig  Gemeinschaftlichkeit zu fördern, wird von der architektonischen Innengestaltung (Piazza, Treppenlandschaft, Nischen, etc.) hervorragend unterstützt und gefördert.

Dank der Aufmerksamkeit und der Planung des Architekten sind LehrerInnen, SchülerInnen und BesucherInnen angenehm überrascht über den so ’niedrigen Lärmpegel‘ in einer Schule.“

 

Die Hülle

Der Baukörper setzt nicht auf eine spektakuläre Erscheinung, sondern bezieht sich in seiner monochromen Gestalt auf sich selbst und in großer Zurückhaltung auf die Umgebung. Bewusst wurde eine kompakte Baukörperform gewählt und so die Schule mit einfachen Mitteln in eine eigenständige Definition gebracht. Die kompakte Form resultiert aus der Entwicklung des Projektes aus dem Inneren als Folge von Funktionsabläufen und unterschiedlichen Raumkonfigurationen. Kompakte Baukörper haben auch eine wirtschaftliche Erhaltung zur Folge. Außen wird die Einheit des Schulzentrums durch eine „Nichtfassade“ in Form einer fixen Sonnenschutzmaßnahme (unterbrochen nur durch das Logo der Caritas und durch die Eingänge) in freier Formulierung unterstrichen. Dadurch wird noch stärker auf den inneren Wert des Projektes hingedeutet.

 

Zugang

Ein alles verbindender Platz schließt den vorhandenen Gehweg, das bestehende Paulinum und das Lokal „die Brücke“ ein und wird über die Treppen-Rampen-Landschaft bis auf das Dach der Schule fortgeführt. Flankiert wird diese großzügig maßstäbliche Geste des Stadtraumes von den beiden getrennten aber gleichwertigen Zugängen der beiden Schulen.

 

Das Innere

Das Herz des Schulzentrums ist die Treppen-Rampen-Landschaft: Sie ist Aufenthaltsbereich und verbindendes Element zwischen den Geschossen. Dahinter steht die Idee, dass in Schulen Treppen eine weit bessere Möglichkeit der Kommunikation bieten als etwa die Aula als flache Ebene. So wurde in die Aula eine groß angelegte Treppenlandschaft gesetzt, die mit ihren bunten Sitzflächen zum Verweilen einlädt. Für eine angenehme Atmosphäre sorgen die gleich bleibende Deckenhöhe und eine akustisch bedämpfte Decke.

 

Aufgrund der Größe dieser Treppen-Rampen-Landschaft und den zusätzlichen lichtdurchfluteten Rauminnenhöfen werden in Licht- und Aufenthaltsqualität sehr unterschiedlich beschaffene Räume konzipiert, die differenzierte Kommunikations- und Lernbereiche zulassen. Speziell in den Wintermonaten und an regnerischen Tagen wird damit genügend Freiraum für die SchülerInnen geboten. Additiv werden kleinere Bereiche zum Zurückziehen geschaffen.

 

Im Erdgeschoss sind die sekundären Unterrichtsräume und die Verwaltung situiert, im Obergeschoss befinden sich die Klassenräume. Die fünf Klassen der kleineren Schule sind östlich der Treppen-Rampen-Landschaft situiert, diese wirkt aufgrund ihrer Geometrie gleichermaßen als trennendes und verbindendes Element. Dadurch wird eine klare Trennung und Formulierung der einzelnen Schultypen erreicht, welche dann unter einem Dach, unter Wahrung der eigenen Identität, zu einer Einheit verschmelzen, um in der gemeinsamen Treppen-Rampen-Landschaft synergetisch miteinander kommunizieren zu können.

 

Bruttogeschoßfläche: 5.500m²
Netto-Baukosten: € 5,50 mio.

 

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