Justizanstalt Karlau, Graz

Graz, 2012

Neubau BesucherInnenzentrum sowie Sport- und Schießanlage in der Justizanstalt Karlau 2012

Projektbeschreibung

Städtebauliche Aspekte

Das BesucherInnenzentrum – die Wolke – bildet einen Kontrast zur umliegenden streng orthogonalen Architektur der Gefängnisanlage. Die Wolke ist ein Raum der Illusion, der Zuflucht vor der Realität des Gefängnisses bietet. Sie ist weiß, luftig und steht für das Träumerische. Im Gegensatz dazu ist die Sport- und Schiessanlage dunkel, erdig und schwer.

 

Baukünstlerische Aspekte

Im Inneren der Wolke steht das sinnliche „Raumerleben“ abseits des Zweckorientierten im Vordergrund. Alle Flächen sind in weiß gehalten und entfalten sich in räumlicher Dynamik. Sanft geneigte Rampen formen eine Raumschwelle beim Betreten der Wolke und entheben den Besucher vom Boden der Realität. Der Tischbesuchsraum faltet sich nach oben hin auf um räumliche Freiheit zu schaffen. Ein Podest schafft dabei auch eine räumliche Zonierung. Die Decke und zwei Rampen steigen weiter zu den schwebenden Langzeitbesuchsräumen hin an. Diese erstrecken sich über zwei Ebenen, um bei Familienbesuchen mit Kindern den Erwachsenen ihre Privatsphäre zu ermöglichen. Der Besuch kann in sozial komplizierten Verhältnissen entspannt gestaltet werden, da genügend Raum vorhanden ist. Die überhohen offenen Räume mit den Atrien bilden einen Kontrast zur engen Gefängniszelle.

Die Innenräume der Sport- und Schießanlage sind in Weißtönen gehalten, um vor allem das Untergeschoss so hell wie möglich zu gestalten. Der Eingang ist überdacht und durch einen Gebäudeeinschnitt, der Innen und Außen verbindet, klar erkennbar. Hier liegt das lichtdurchflutete Foyer als zentraler Aufenthaltsraum.

 

Funktionale Aspekte

Der Grundriss der Wolke ist räumlich nach den Kriterien Übersicht (für die Justizbeamten) und Übersichtlichkeit (für Besucher und Insassen) entwickelt. Das zentrale Dienstzimmer ist auf ein Podest gehoben um die Einblicke zu maximieren. Hervorspringende Ecken lenken die Gehrichtung von Insasse und Besucher und heben die Theke als Orientierungspunkt hervor. Auf der gegenüberliegenden Seite ist der Warteraum gut einsehbar und im Bedarfsfall auch in maximal drei Einzelräume unterteilbar. Nicht einsehbare Ecken werden vermieden.

Der Innenraum der Sport- und Schiessanlage verbindet Funktionalität mit maximaler Raumqualität. Das Foyer grenzt direkt an optimierte und übersichtliche Erschließungsflächen. Der Sportbereich bietet eine klare Trennung von Schmutz- und Saubergängen. Durch die vorgeschlagene Zusammenlegung von Saubergang und Geräteraum kann die Fläche optimal genutzt werden.

 

Ökonomische, Ökologische Aspekte

Beide Baukörper sind möglichst kompakt gehalten, um ein gutes AV-Verhältnis zu erzielen. Verglaste Öffnungen werden vor allem beim BesucherInnenzentrum sparsam eingesetzt. Die kontrollierte Raumlüftung minimiert Lüftungswärmeverluste und die Fußbodenheizung sorgt für eine gleichmäßige Temperierung auf Niedrigtemperaturbasis. Rampen und Podeste des BesucherInnenzentrums erleichtern Unterbringung und Einbringung der Zuluft. Ein Oberlicht über die Verlängerung der Breite des Schlossbaus wird vermieden, womit dieser Bereich für eine zukünftige Aufstockung vorgesehen werden kann.