Schulcampus Graz-Algersdorf

Graz-Algersdorf, 2013

Neuerrichtung einer 16 Klassen Volksschule mit 4 Klassen für bilingualen Unterricht

Städtebaulicher Erläuterungstext:

Die neue Volksschule wird südlich am Bauplatz positioniert, wodurch die Ecke Algersdorferstraße-Georgigasse verstärkt stadträumlich definiert wird. Der Turnsaal für die Neue Mittelschule wird mittig auf das rundum freigespielte Bestandsgebäude ausgerichtet. Es entsteht ein gemeinschaftlicher großzügiger Vorplatz zwischen Volksschule und Neuer Mittelschule mit Campuscharakter.  Zufahrt, Anlieferung sowie Ein- und Ausstiegstelle erfolgen östlich über die Algersdorferstraße. Der überdachte Haupteingang der Volksschule befindet sich nördlich am Vorplatz. Im Süden befindet sich der externe Zugang zur Turnhalle.
Der Baukörper wird durch eine vorgesetzte Fassade aus vertikalen Holzlamellen eingefasst und formal in eigenständige Definition gebracht. Die Fassade ist vom Boden abgesetzt und lässt den Baukörper schwebend erscheinen.

Architektur/baukünstlerischer Erläuterungstext:

Zentrum und Herz der Volksschule Algersdorf bildet die alles verbindende Treppen-Rampen-Landschaft, um die sich Cluster und Funktionsbereiche gliedern. Sie ist universell bespielbar, dient Veranstaltungen, Aufenthalt, Aneignung und Spiel sowie offenen Formen des Lernens. Diese geschoß-verbindende schräge Aula gewährleistet gleichzeitig eine zentrale Erschließung und strukturiert eine Entwicklung vom gemeinschaftlichen Zentrum über zugeordnete Lernbereiche zu den Klassen als Rückzugsort. Die eigentliche Funktion der zentralen Erschließung  wird erweitert und der Weg ins Obergeschoß wird zu einem sozial interaktiven gemeinschaftlichen Raumerlebnis. Gleichzeitig entstehen kurze Wege zu allen Funktionsbereichen. Durch das Aufstellen mobiler Trennwände werden Teilbereiche für Unterricht und Freizeit geschaffen, die auch für Ausstellungen genutzt werden können.
Im Erdgeschoss befinden sich Verwaltung, Schülergarderobe und GTS-Bereich in unmittelbarer Eingangsnähe. Der Freizeitraum kann bei Veranstaltungen geöffnet und gemeinsam mit der Aula genutzt werden. Westlich sind die Sonderunterrichtsräume situiert. Südlich befindet sich der samt Umkleiden tiefer gesetzte Turnsaal, der ab dem Erdgeschoss rundum verglast ist und daher von allen Seiten Einblicke gewährt.
Im Obergeschoss befinden sich sämtliche Klassen, die wiederum den vier geforderten Clustern zugeordnet sind. Jeweils den Klassen vorgelagert sind Lehrerarbeitsräume und Gruppenräume mit flexiblen Raumteilern. Es entsteht eine multifunktionale Lernzone mit „Marktplatz“ in jedem Cluster, die einen harmonischen Übergang von zentraler Aula zu den einzelnen Klassen ausgestaltet. Zusätzlich gibt es zwei Terrassen, die als Kleingruppenbereiche genutzt werden.
Ergebnis ist ein abwechslungsreiches Spiel mit Raum, Licht und Farbe sowie räumliche Schwellen für differenzierte Formen des Lernens und der Kommunikation, und ein übersichtliches, atmosphärisches, lichtdurchflutetes und barrierefreies Raumgefüge mit allen Klassen auf einer Ebene.
In den Klassen wird der Blick nach außen durch die vorgesetzte Fassade gefiltert, und der Fokus auf die „inneren Werte“ gerichtet. Die Hülle dient gleichzeitig als Sonnenschutz in Kombination mit Sonnenschutzgläsern.

Funktionalität/Erschließung:

Die geneigte Aula wird durch funktionale Stiegenhäuser ergänzt. Im Südosten befindet sich ein Stiegenhauskern mit Aufzug, der alle drei Ebenen erschließt. Südlich wird ein Abgang vom Erdgeschoss zu den Umkleiden im Untergeschoss platziert, der sowohl als innenliegende als auch als Freitreppe ausgebildet ist. Westlich befindet sich noch eine außenliegende Fluchttreppe vom Obergeschoss ins Erdgeschoss.
Im gesamten Gebäude wird man durch klare Wege geleitet, die durch die zentrale Treppen-Rampen-Landschaft strukturiert und großzügig belichtet werden.
Glasschiebewände im GTS-Bereich und den Gruppenräumen im Obergeschoss ermöglichen flexible Nutzungsszenarien.

Freiflächen-/Grünraumkonzept:

Entlang der Algersdorferstraße wird ein von Platanen gesäumter Grünstreifen in der vom Verkehrskonzept vorgegebenen Breite geführt,  wodurch ein Puffer zwischen Vorplatz und Straßenraum geschaffen wird. Die Platanen dienen als Schattenspender, stellen einen Bezug zur Holzfassade her und schließen in der Höhe des Gebäudes ab. Der Grünstreifen wird südlich entlang der Georgigasse fortgeführt. Westlich wird ein weiterer Grünstreifen angelegt, der auch eine Arena in Form einer Geländeaufschüttung mit einschließt. Die Arena kann auch als Rodelhügel genützt werden. Es entsteht ein sanfter Übergang zum westlich gelegenen Sportplatz.
Der gemeinschaftliche Vorplatz zwischen den Schulen wird befestigt und schließt den gewünschten Freibereich für den GTS-Bereich mit ein. Südlich wird der im Bereich des externen Zugang sowie der überdeckten Außenklasse ebenfalls befestigt.

Ökonomie und Ökologie:

Der Baukörper spricht in seiner Kompaktheit für eine ökonomische und ökologische Bauweise. Da sich im Untergeschoß nur Turnsaalbereich und Gebäudetechnik befinden, hat der Bau bedingt durch den geringen Erdaushub sowie die beiden kompakten oberirdischen Geschoße verminderte Errichtungskosten zur Folge. Dies wird durch ein günstiges A/V-Verhältnis verstärkt.

Technischer Bericht:

Die Tragstruktur des Bauwerks wird durch ein Stützen- und Scheibensystem sowie Fundament und Deckenplatten aus Stahlbeton gebildet. Die Fassade besteht aus Ziegelmauerwerk und einem Wärmedämmverbundsystem. Die nicht tragenden Innenwände werden in Gipskarton ausgeführt.
Die kompakte Bauweise gewährleistet eine kostengünstige Errichtung bei hoher räumlicher und architektonischer Qualität. Um die Errichtungs- und Erhaltungskosten zu optimieren, werden die Lüftungsanlagen zeitlich intermittierend nach Bedarf betrieben. Aus hygienischen Gründen ergeben sich Vor- und Nachspülzeiten vor und nach der Belegung. Als einfachste Lösung ist eine Zeitsteuerung ausreichend.
Das günstiges A/V-Verhältnis, die exzellente Wärmedämmung , die Luftdichtheit von Fenstern und Außenhaut , ein effizientes und zeitgesteuertes Lüftungssystem mit vier Lüftungszentralen am Dach und eine optimale Ausnützung der Ressource Tageslicht durch klug gesetzte Dachverglasungen bedingen ein komfortables und nachhaltiges Schulgebäude.